Diversity in Baden-Württembergs Mittelstand

Zum deutschen Diversity-Tag (DDT) am 26. Mai 2020, den der Verein Charta der Vielfalt seit 2013 veranstaltet, hat Plan W einen digitalen Talk zum Thema „Diversity und Mittelstand – Wie ist die Lage in Baden-Württemberg?“ ausgerichtet.
Zusammen mit Diversity-Beraterin
Annika von Redwitz sprach unsere Geschäftsführerin Johannah Illgner über verschiedene Diversity-Dimensionen in Bezug auf kleine und mittelständische Unternehmen (KMUs) in Baden-Württemberg.

Als Agentur, die in ihrer täglichen Arbeit großen Wert auf diversitybewusste Kommunikation legt und ihre Kund*innen bezüglich nachhaltiger Diversity-Strategien berät, wollten wir uns zum DDT 2020 mit der Frage beschäftigen, wie Diversität im baden-württembergischen Mittelstand gelebt wird.

Die Lage in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg (BW) sind rund zwei Drittel aller Beschäftigten in kleinen und mittelständischen Unternehmen angestellt. Dabei machen Kleinstunternehmen mit weniger als fünf Vollzeitbeschäftigten den Großteil der KMUs aus, während nur rund 2% der Unternehmen 50 oder mehr Mitarbeiter*innen haben. Was die Gesamtanzahl der Beschäftigten angeht, ist ein Aufwärtstrend zu beobachten. Umso wichtiger ist es also in einer so dynamischen Situation zu schauen, ob sich die Personalstruktur zum Positiven verändert und somit diverser wird.

Frauenanteile und geschlechtsspezifische Verdienstunterschiede

Die Geschlechterverteilung der Beschäftigten im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich ist in BW mit 54,9 % Männern und 45,1 % Frauen verhältnismäßig ausgewogen (Statistisches Landesamt, Stand 2019). Diese Werte variieren allerdings stark zwischen den verschiedenen Branchen.

Ein Drittel der Beschäftigten in Baden-Württemberg ist in MINT-Berufen tätig. Damit hat BW bundesweit den höchsten Anteil an Beschäftigten in diesen Berufen. Gerade diese Berufsfelder sind immer noch Männerdomänen, so waren Frauen auch 2019 in Baden-Württemberg mit einem Anteil von nur 16,2% in MINT-Berufen noch immer stark unterrepräsentiert. Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich der Anteil allerdings gesteigert. Zwischen 2013 und 2019 stieg die Zahl der in MINT-Berufen beschäftigten Frauen um 23,5 %, und damit doppelt so stark wie die der Männer (11,1 %).

Zudem haben Frauen nicht nur zahlen- sondern auch gehaltsmäßig das Nachsehen. Das statistische Landesamt in Baden-Württemberg stellte für das Jahr 2019 einen Gehaltsunterschied von 20,4 % fest  – Ein Wert, der dem bundesweiten Gender Pay Gap von 20% (Destatis, Stand 2019) entspricht. Pro Stunde erhielt eine vollzeittätige Arbeitnehmerin in Baden-Württemberg im Jahresdurchschnitt 21,22 Euro brutto pro Stunde, während ein männlicher Kollege durchschnittlich 6,50 Euro mehr „verdiente“. Diese Gehaltsunterschiede wachsen mit hierarchisch steigender Position im Unternehmen: Frauen in leitenden Positionen verdienen im Durchschnitt 21,8% weniger als männliche Kollegen.

Alter der Beschäftigten

Baden-Württemberg ist Standort für viele traditionsreiche mittelständische Unternehmen. Rund 42 Prozent existieren bereits länger als 20 Jahre, das Durchschnittsalter liegt sogar noch höher, bei 26 Jahren. Das ist erstmal vielversprechend, stellt die baden-württembergische Wirtschaft gleichzeitig aber auch vor ein Altersproblem.

Eine gesonderte Problematik scheint die Unternehmensnachfolge bei baden-württembergischen KMUs, denn die Inhaberstruktur ist im Gegensatz zu anderen Bundesländern vergleichsweise alt. Das Durchschnittsalter der Unternehmenslenker*innen liegt bei 52 Jahren, jede*r Vierte ist älter als 60 Jahre.

Erwerbstätigenquote nach Alter und Geschlecht, statistisches Landesamt BW

Erwerbstätige mit Migrationshintergrund

Baden-Württemberg hat im deutschlandweiten Vergleich mit 33,4 %  einen relativ hohen Anteil von Einwohner*innen mit Migrationshintergrund. Die Beteiligung am Erwerbsleben variiert jedoch stark und liegt bei den 15- bis unter 65-jährigen Personen ohne Migrationshintergrund im Jahr 2015 bei rund 79 %Erwerbstätigen, bei Menschen mit Migrationshintergrund sind es nur knapp 71 %.

Auch hier gibt es starke Unterschiede zwischen den Geschlechtern:  bei der Bevölkerung mit Migrationshintergrund waren annähernd 80 % der 20- bis unter 35-jährigen Männer erwerbstätig, Frauen erreichten in dieser Altersgruppe nur eine Erwerbstätigenquote von rund 63 %.

Im Bundesvergleich weist Baden-Württemberg den zweithöchsten Anteil an migrant*innengeführten KMUs auf (Stand 2018). In allen Bundesländern liegt der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Inhaberschaft von KMUs aber deutlich unter dem Anteil von Migrant*innen an der Bevölkerung.

Anteil migrant*innengeführter KMU nach Bundesländern

Die Zahlen zu diesen drei ausgewählten Diversity-Dimensionen Geschlecht, Alter, migrantischer Hintergrund, zeigen exemplarisch, dass sich in Bezug auf die Förderung von Diversität in mittelständischen Unternehmen in Baden-Württemberg in den letzten Jahren schon einiges zum Besseren gewendet hat. Trotzdem gibt es noch viel Luft nach oben und mehr als genug Felder mit Handlungsbedarf, in denen Unternehmen aktiv werden müssen.

[Anmerkung: Die Bezeichnung Migrant*in umfasst im vorliegenden Kontext eine*n KMU-Inhaber*in, der/ die bei seiner/ ihrer Geburt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besaß.]

Handlungsfelder

Die Gewerkschaften in Baden-Württemberg forderten zum Diversity-Tag mehr Einsatz für Vielfalt im Arbeitsleben. Verdi kritisiert die strukturelle Benachteiligung von Menschen mit Behinderung im Bewerbungsprozess und die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen sowie von Menschen mit Migrationshintergrund.

Die Gewerkschaften fordern deshalb sich verstärkt für die Förderung von Diversity in Unternehmen einzusetzen mit beispielsweise anonymisierten Bewerbungsverfahren, um Benachteiligung und Ungleichbehandlung vorzubeugen.

Auch Plan W unterstützt eine gezielte Förderung von Diversity in Unternehmen. Um den kontinuierlichen Wandel der Gesellschaft und Arbeitswelt zu meistern, ist Vielfalt in Unternehmen zwingend notwendig.

Insbesondere mit der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt vergrößert sich die Gefahr des weiteren Auseinanderdriftens von Chancengerechtigkeit verschiedener Gesellschaftsgruppen auf dem Arbeitsmarkt. Gleichzeitig eröffnen sich aber auch neue Möglichkeiten, um Benachteiligungen abzubauen. Wenn hier Gleichberechtigung von Anfang an mitgedacht wird und die digitalen Kompetenzen Aller gleichermaßen gefördert werden, besteht beispielsweise auch die Chance durch Digitalisierung eine gerechtere und diversere Arbeitswelt zu schaffen.

Aktuelle Studien zu Diversity belegen eindeutig den Zusammenhang zwischen Diversität in Unternehmen und deren Erfolg. Eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group zeigt, dass Unternehmen nachweislich von Innovation durch Diversität profitieren: sobald mehr Frauen und Menschen mit Migrationserfahrung auf Management-Ebene beschäftigt sind, führt dies zu neuen, zukunftsfähigeren Perspektiven. Auch die Erhebungen von McKinsey mit dem Titel „Diversity Wins“ untermauern die positiven Auswirkungen von einem hohen Frauenanteilen in Führungspositionen und gemischtgeschlechtlichen Führungsspitzen auf den Unternehmenserfolg.
Bereits 2016 zeichnete sich ab , dass sich der Frauenanteil in Unternehmen positiv auf deren Performanz auswirkt. Damit zeigen diese Studien: Diversität ist längst kein „nice to have“ mehr, sondern wird immer mehr ein „must have“ für einen langfristigen Unternehmenserfolg.


Auch der baden-württembergische Mittelstand kann von einer gezielten Förderung von Diversity-Maßnahmen profitieren – Plan W berät hier gerne.

Den Online Talk von Plan W zum DDT 2020 mit Annika von Redwitz könnt ihr hier nochmal anschauen!

Diversity Day 2020

Heute feiern wir den Diversity Tag der Charta der Vielfalt e.V. mit unserem Digital Talk gemeinsam mit Annika Von Redwitz von Von Redwitz Consulting – Diversity Management und unserer Geschäftsführerin Johannah Illgner. #DDT20 #FlaggefürVielfalt #Vielfaltverbindet #PowerToDiversity

Gepostet von Plan W – Agentur für strategische Kommunikation am Dienstag, 26. Mai 2020

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