Trump und seine COVID-Erkrankung: Wie "funktioniert" politische Kommunikation bei Krankheit?
Donald Trump ist an Covid-19 erkrankt und nun offiziell wieder genesehen. Ironischerweise traf ihn seine Erkrankung genau vier Jahre, nachdem seine damalige Gegenkandidatin Hillary Clinton ebenfalls im Wahlkampf mit Krankheit zu kämpfen hatte.
Wir haben die beiden Fälle und deren Framings verglichen, sowie die jeweilige Berichterstattung analysiert. Der Fokus liegt hierbei auf dem Zusammenhang der wahrgenommenen körperlichen Stärke der Kandidat:innen im Zusammenhang mit ihrer politischen Stärke.
Der stark polarisierte, amerikanische Präsidentschaftswahlkampf 2016 wurde extrem personenzentriert geführt. Der Reality-TV Star Donald Trump dominierte die Nachrichten mit mehreren Sexismus- und Rassismus-Skandalen. Ihm gegenüber stand die „Karrierepolitikerin“ und erste weibliche Kandidatin, Hillary Clinton.
Clinton erkrankte im September, zwei Monate vor der Wahl, an einer Lungenentzündung. Wenige Tage später hatte sie einen Schwächeanfall bei einer öffentlichen Veranstaltung. Dass sie ihre Erkrankung nicht öffentlich kommunizierte, wurde ihr als mangelnde Transparenz ausgelegt und hat den Wahlausgang sicherlich negativ beeinflusst, da die Themen Ehrlichkeit und Authentizität eine große Rolle im damaligen Wahlkampf spielten.
Anfang Oktober 2020 wurde bekannt, dass der amerikanische Präsident Donald Trump und First Lady Melania Trump positiv auf COVID getestet wurden. Sie begaben sich direkt danach in Quarantäne. Trump gehört wegen seines Alters zur Risikogruppe. Er versuchte mit Kurzvideos seine eigene Gesundheit und Stärke zu zeigen und spielte weiterhin die Corona-Krise herunter.
Wir haben sowohl 2016 als auch 2020 zwei Kandidat:innen, die sich bemühen kompetent und stark wahrgenommen zu werden, schließlich wollen sie die USA anführen. Krankheit und körperliche Schwäche torpediert dieses Bild massiv. Es ist nicht verwunderlich, dass ganz Amerika an den Lippen ihrer Pressesprecher:innen hängt. Die Kommunikation von Clintons und Trumps Team könne unterschiedlicher nicht sein.
Hillary Clintons Team entschied sich dafür, gar nichts zu kommunizieren vor dem Hintergrund, dass sie als Frau häufig als die Schwächere betrachtet wurde und mit dieser Strategie keine weiteren Schwächen offenbart werden sollten – verständlich, aber falsch.
Das Video ihres Ohnmachtsanfalls ging durch die sozialen Medien. Clintons Team hatte damit die Kommunikationshoheit verloren und musste gegen Gerüchte, Kritik und Verschwörungstheorien ankämpfen.
Das Team Trump hat hier komplett anders reagiert und das Thema COVID-Erkrankung offensiv kommuniziert. Trump verkündete seine Erkrankung noch am selben Tag über sein stärkstes Medium, den Kurzmeldungskanal Twitter.
Tonight, @FLOTUS and I tested positive for COVID-19. We will begin our quarantine and recovery process immediately. We will get through this TOGETHER!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 2, 2020
Taten sagen mehr als Worte. Um nicht als bettlägerig angesehen zu werden bemühten sich sowohl Clinton als auch Trump, öffentlich ihr Wohlbefinden zu demonstrieren.
Trump vlogt eigentlich nicht, hat aber das Medium Video gewählt und schafft es so Nähe zu erzeugen. Er kommuniziert so seinen guten Gesundheitszustand und entkräftet nebenbei die Zweifel an seiner Erholung . Er bedankt sich bei der Ärzteschaft und den Pflegekräften und stellt in der politischen Kommunikation von Krankheit einen direkten Bezug zum Wahlkampf her.
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 3, 2020
Like anyone who’s ever been home sick from work, I’m just anxious to get back out there. See you on the trail soon. -H
— Hillary Clinton (@HillaryClinton) September 12, 2016
Clintons Statusmeldungen sind im Gegensatz zu Trumps minutenlangen Videos eher sachlich und knapp gehalten und liegen im Reichweiten-Vergleich deutlich hinter Trumps Verlautbarungen.
Bei Hillary Clinton haben wir gesehen, dass eine sparsame Kommunikation bei Erkrankungen nicht gut funktioniert. Eine Person, die Wahlkampfveranstaltungen besuchen muss, kann körperliche Schwäche nicht verstecken. Besser wäre es gewesen das Thema früh anzusprechen und es gleich positiv zu besetzen.
Hier hat Trump gut vorgelegt, indem sein Team sofort die erste Assoziation von Krankheit und Schwäche durch starkes Storytelling umkehrt. Trumps Erkrankung wird als Moment der Pause, der Einsicht und Stärke kommuniziert. Er geht gestärkt daraus hervor – „I feel even stronger than before“.
Aus professioneller Sicht einer Politikberaterin lässt sich sagen: Eine Anleitung für eine perfekte Strategie lässt sich sicherlich nicht pauschal aussprechen, aber positives Framing und eine schnelle und engmaschige Kommunikation ist entscheidend und hat 2020 einen vermeintlichen Wettbewerbsnachteil Trumps durch die COVID-Erkrankung sehr gut abfedern können.
Aber warten wir ab, welche Bedeutung der Erkrankung durch die Öffentlichkeit zugeschrieben und wie die Wählerschaft dies beurteilen wird.
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